Eine Klasse packt an

Aus eigenem Antrieb und unter professioneller Anleitung streichen Schülerinnen und Schüler der Freibühlschule Engstingen ihr Klassenzimmer.

Als man das Klassenzimmer der 7c sowie noch ein zusätzliches an diesem Donnerstag im Dezember betrat, wurde recht schnell deutlich, dass sich hier etwas Außergewöhnliches abspielt: Die anwesenden 24 Schülerinnen und Schüler klebten eifrig die verbliebenen Gegenstände und Möbel im Raum ab, bereiteten unterschiedliches Arbeitsmaterial vor oder strichen bereits.

„Es ist unglaublich, mit wie viel Willen, Ehrgeiz und Kreativität die Klasse hier zu Werke geht“, freut sich Alexander Tomisch. Der Klassenlehrer der emsigen Truppe setzte zu Schuljahresbeginn nur einen minimalen Impuls ab und musste ansonsten dem Wunsch der Schüler, ihr Klassenzimmer neu zu gestalten, nur noch einen passenden Rahmen geben. „Die Umsetzung des Projekts war ein Kinderspiel, da man hier an der Realschule und auch in der Gemeinde harmonisch sowie zielorientiert zusammenarbeitet: Ob nun aus dem Kollegium, von der Schulleitung oder auch aus dem Rathaus – von überall erfuhren wir Unterstützung.“

Für die größte Überraschung und fast schon ein vorweihnachtliches Geschenk sorgte dann die Firma Lackier- und Malermeister O. Cermelj von der Haid. Nach vorsichtiger Anfrage, ob das Unterfangen mit der notwendigen Expertise begleitet werden könnte, erklärten der Inhaber, Herr Oliver Cermelj, und sein Sohn, Phil Cermelj, das Projekt kurzerhand zur Chefsache und begleiteten die Arbeiten den gesamten Tag über kostenfrei. „Wenn Schüler aus der Region von sich aus einen solchen Eifer und Lernwillen in unserem Metier zeigen, dann werden wir dies immer so gut es geht unterstützen. Und wer weiß: Vielleicht hat heute der ein oder andere auch erkannt wie interessant, abwechslungsreich und spaßig der Beruf des Malers ist“, erklärt Oliver Cermelj. Einige Schüler bringen nach Ansicht des Maler- und Lackierermeisters in jedem Fall bereits jetzt schon gute Anlagen für den Job mit. Von großem Vorteil für die Präsentation des Berufsbildes war sicherlich das sympathische und lockere, aber dennoch stets professionelle Auftreten von Phil Cermelj. Mit Anfang 20 und dennoch bereits großer fachlicher Kompetenz ausgestattet, konnte er vielen der Heranwachsenden ganz nebenbei authentisch verdeutlichen, wie viele Möglichkeiten sich während und nach einer abgeschlossenen Ausbildung eröffnen.

Für Alexander Tomisch wurden auf diese Weise pädagogische Ziele in einem Umfang erreicht, mit dem er gar nicht gerechnet hätte. „Der Ursprungsgedanke war natürlich die Klassengemeinschaft zu stärken, in dem gemeinschaftlich etwas Nachhaltiges geschaffen wird, doch haben sich im Laufe des Tages noch andere, ganz wundervolle Momente ergeben.“ Besonders schön sei es für ihn gewesen, dass er die Schülerinnen und Schüler in einem ganz anderen Rahmen erlebt hätte und beeindruckt sei, welches Können bisweilen vorliegt.      

Uwe Stark, der Direktor der Freibühlschule Engstingen, begrüßt die Mitwirkung der Engstinger Firma sehr. „Mit solchen Schulprojekten öffnen wir uns als Bildungseinrichtung gerne und stellen auch genau den Realitätsbezug her, der unsere Schulart auszeichnet. Mit auf solchem Weg gewonnen Erfahrungen wird bereits vorhandenes Wissen anschaulich gemacht, aber hierauf kann auch zukünftig im Unterricht gut aufgebaut werden.“

Als um 17:30 Uhr die letzten Handgriffe erledigt und auch das Aufräumen abgeschlossen ist, bestaunen die Schüler ihr Werk. Der Stolz ist deutlich wahrnehmbar. Dann wendet sich Lukas Schmid, einer der Jungen aus der 7c, an den Klassenlehrer und bringt es auf den Punkt: „Herr Tomisch, ich denke dieses Projekt kann als voller Erfolg gewertet werden.“ Alexander Tomisch nickt anerkennend und zustimmend. Doch das war nur ein Anfang, sagt er. Er habe noch viel vor mit der 7c. Bald wird es also vielleicht wieder außergewöhnlich in Engstingen.

Zurück